12.09.19 – Lückenschluss statt „Tal des Todes“ — read English version

ITV Produktservice GmbH, Denkendorf

Die meisten der 16 deutschen Textilforschungsinstitute haben bereits vor Jahren Forschungs- und Produktionsunternehmen gegründet. Ein Blick nach Denkendorf.

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Textile Strukturen für medizinische Implantate: Das ITVP verfügt über leistungsstarke Technik, dazu zählen auch Wirkmaschinen. © DITF

 
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Das ITVP sorgt auch für Umsatz am DITF wenn z. B. ein Teil der notwendigen Produktprüfungen an das DITF-Prüflabor vergeben wird. © DITF

 

Was haben die Einrichtungen selbst davon, was sagen die Kunden? Antworten liefert unsere vierteilige Serie mit Blick nach Aachen, Denkendorf, Greiz und Rudolstadt.

Resorbierbare Polymere für maßgeschneiderte Implantate

Die in Denkendorf bei Stuttgart ansässigen Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung DITF verfügen über eine große Produktions GmbH, und das ist mit Blick auf Bedeutung und Leistungskraft des größten europäischen Textilforschungsstandorts auch nur logisch. Folgerichtig ist die ITV Produktservice GmbH mit ihrer Spezialisierung auf die Entwicklung und OEM-Herstellung von hochwertigen (zumeist textilen) Medizinprodukten für klinische Anwendungen ein „Global Player“. Etliche der hier mit dem benachbarten DITF und Industriepartnern entwickelten Neuheiten sind weltweit im Einsatz. Das betrifft chirurgische Nahtmaterialien und Bänder sowie Gefäßprothesen ebenso wie Stents für Luft- und Speiseröhre, Herniennetze sowie Polymer-Membranen zur Behandlung von schwersten Verbrennungen.

Implantat für Bandscheibenpatienten

2017 gelang dem Forschungs- und Produktionsduo DITF/ITVP in Zusammenarbeit mit dem katalanischen Unternehmen NEOS Surgery indessen eine Implantat-Entwicklung, die für eine Unzahl von Bandscheibenpatienten von Interesse sein dürfte und derzeit im Tierversuch getestet wird. Der gewebte textile Verschluss, der die defekte Bandscheibe von innen wieder verschließt, soll nach umfangreichen Tests demnächst auf den Markt kommen. Produktionspartner wäre dazu dann das ITVP.

Solche und weitere Eigenkreationen, die oft in Teamwork mit dem DITF-Bereichsleiter Biomedizintechnik, Prof. Dr. Michael Doser, enstehen, sind „Brot- und Buttergeschäft“. Wie etwa der knotenlose Wundverschluss (Barbed Sutures). Je nach Einsatzspezifikation ein kurz- oder mittelfristig resorbierbares Nahtmaterial mit Widerhaken, weshalb Knoten am Wundabschluss unnötig werden und dies zu einem optimierteren Heilprozess beiträgt.

Dr. Sven Oberhoffner, Prokurist ITVP GmbH:

„Kunden, vor allem aus Asien, haben großen Bedarf an dem Material, um es bei Schönheits-Operationen wie dem ‚Face Lifting‘ einzusetzen.“ Das resorbierbare Nahtmaterial, das in Denkendorf Jahr für Jahr von den Maschinen läuft, beläuft sich inzwischen „auf mehrere Millionen Meter“ .

Das ITVP bietet mit seiner Spezifik – der Herstellung von medizinischen Implantaten und deren Vorprodukten entlang der kompletten Entwicklungs- und Fertigungskette in Form von textilen Strukturen, Spritzgussteilen, Folien und Membranen – den Kunden ein umfassendes Angebot an Produktentwicklungsmöglichkeiten. Dazu gehören auch hochfeste Textilmaterialien zum Einsatz in der Orthopädie oder resorbierbare Materialien, die u. a. als Netze für die Brustrekonstruktion Anwendung finden. Auch entzündungshemmende textile Implantate gehören dazu.

Die An-GmbH unter dem Dach des DITF tritt damit in vielfacher Hinsicht in Wechselwirkung mit dem Institutsverbund. Etwa wenn es um die industrielle Ausformung von Produktideen geht, für die die öffentliche Forschung den Anstoß gegeben hat. Andererseits kann das ITVP bei öffentlich geförderten Projekten als Industriepartner agieren – praktisch eine Komplettlösung in enger räumlicher Nachbarschaft.

„Ein Teil unserer Erlöse fließen zurück in die DITF-Forschung“, so Dr. Oberhoffner. Auch sorgt das ITVP für Umsatz am DITF wenn z. B. ein Teil der notwendigen Produktprüfungen an das DITF-Prüflabor vergeben wird.