08.05.20 – Maras Kolumne

Corona beschleunigt Entschleunigung

Weltweit machen viele von uns ganz persönlich die konkrete Erfahrung: Zeit haben. Was machen wir mit der Corona-Pandemie und diese mit uns?

Mara-Michel.jpg

"Entschleunigung ist nicht mehr nur ein sehnsüchtig gebrauchtes Wort und eine Jahrhundertaufgabe für ein neues nachhaltiges Verhalten, sondern plötzlich ein aufgezwungener Fakt infolge der Pandemie", sagt Mara Michel und macht sich hierüber so ihre Gedanken. © VDMD

 

Entschleunigung ist nicht mehr nur ein sehnsüchtig gebrauchtes Wort und eine Jahrhundertaufgabe für ein neues nachhaltiges Verhalten, sondern plötzlich ein aufgezwungener Fakt infolge der Pandemie.

Entsetzlich ist, dass es Viren sind, die uns ausbremsen und nicht wir selbst.

Sechs Wochen Home-Office ...

brachten uns Besinnung, uns zu uns selbst, zu neuen Gedanken, zu ungewöhnlicher Kreativität und zu empathischen Ideen für einen neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und jetzt? Lernen wir alle daraus?

Ich hoffe es inständig. Gerade im Modebereich haben sich von Jahr zu Jahr die Viren der Gier, des Mehr, des Schneller, des „Ich will der Erste sein“ pandemisch vermehrt.

Ist Corona das Gegenmittel? Nein, sondern die Chance, schneller zu verstehen und zu erleben.

Die Menschen sehnen sich schon lange nach mehr Zeit füreinander, nach mehr Miteinander, nach Spiritualität, nach Individuellem, nach Wertigkeit, nach weniger Erlebnis-Hecheln, Urlaubs-Flüchten, Abgerufen sein, Omnipräsent-sein – eben nach mehr Ruhe und Haltung ohne Alltags-Hektik und Getrieben-sein.

Schaffen wir es, dass Home-Office ein von Vertrauen getragenes Arbeits-Modell wird?

Dass Kreativ-Schaffende Wertschätzung, Augenhöhe und adäquates Honorar erfahren?

Dass Konferenzen mehr und mehr online stattfinden?

Dass wir unsere Umwelt bewusster wahrnehmen und liebevoll mit ihr umgehen?

Dass die Gier nach Mehr einem bewusst nachhaltigen Konsum weicht?

Dass das Über- und Gegeneinanderschlagen von Jahresterminen gemeinsam entzerrt und neu geregelt wird?

Dass Rücksichtnahme und Liebe gesellschaftliches Verhalten bestimmen?

Dass die Bereitschaft wächst, Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen?

Dass Fehler nicht mit Schuldzuweisungen einhergehen, sondern mit Zukunftsdenken?

Dass Streit-Kultur mit Lösung-Finden zu tun hat?

Dass wir weltweit die Spiralen unseres Handelns vordenken?

Dass das Wort „Heimat“ Heimkommen zur Familie, zu vertraut sein, zu Freunden, zu wunderbaren Nachbarn bedeutet und Liebe das Gefühl dafür bestimmt?

Ich bin und bleibe Optimist: Ja, wir lernen und wir üben das!

Hier geht es zu einem kleinem Mosaikstein-Video auf dem Weg dorthin.

Herzlich Ihre Mara Michel